Young Carer

Wissen vermitteln

Young Carer, d.h. Kinder und Jugendliche als pflegende Angehörige. Die Minderjährigen und jungen Erwachsenen meistern den Spagat in zwei Welten.

6,1%

aller Kinder und Jugendlichen sind Young Carer

480.000

Kinder und Jugendliche in Deutschland zwischen 10-19 Jahren

1-2

Young Carer pro Schulklasse

96.000

Kinder und Jugendliche in NRW

Das Thema hat Relevanz!

Young Carer übernehmen ein hohes Maß an Verantwortung im Haushalt, pflegen das betroffene Familienmitglied, bieten emotionale Unterstützung, kümmern sich um Geschwisterkinder oder andere Familienmitglieder und füllen die entstandenen Lücken, um den Familienalltag aufrechtzuerhalten.

Die Lebenssituation als Young Carer kann sich sowohl positiv als auch negativ auswirken. Statt sie mit defizitärem Blick zu betrachten, sollte ihnen mit wertschätzender Haltung begegnet werden. Es müssen Entwicklungsfreiräume geboten werden, die im familiären Umfeld nicht immer gegeben sind.

An wen richten wir uns?

Unsere Zielgruppen sind im Kern in drei Bereiche einzuteilen, wobei hier unsere Angebote entsprechend vielfältig sind:

Ein paar Worte über uns

Das Team von In Zwei Welten – Lea Dreissen und Wolfgang Foltin – lernte sich an der Hochschule Niederrhein kennen, bemerkte die gesellschaftliche Relevanz des Themas und machte sich zur Aufgabe, diesem mehr Aufmerksamkeit zu widmen. Wolfgang Foltins erste Berührungspunkte mit dem Thema waren im beruflichen Kontext, während Lea Dreissen über 20 Jahre als Young Carer agierte – eine perfekte Ergänzung verschiedener Expertisen.

Mittlerweile sind die beiden ein eingespieltes Team, das Fortbildungen und Workshops zum Thema anbietet. Die Vision ist der Aufbau und Etablierung einer Landesfachstelle  – als zentrale Anlaufstelle für Young Carer, deren Familien, als auch für Fachkräfte.

Es gibt nichts Gutes, außer: Man tut es.

— Erich Kästner

Ein Flug durch die Galaxie. August ist die Sonne. Mom und Dad und ich sind Planeten, die die Sonne umkreisen.
Der Rest unserer Familie und Freunde sind Asteroiden und Kometen, die um die Planeten herumschweben, die die Sonne umkreisen. Der einzige Himmelskörper, der August, die Sonne, nicht umkreist, ist Daisy, und das liegt nur daran, dass sich in ihren kleinen Hundeaugen Augusts Gesicht nicht besonders von dem Gesicht jedes anderen Menschen unterscheidet. Für Daisy sehen unsere Gesichter alle gleich aus, so flach und bleich wie der Mond. Ich habe mich daran gewöhnt, wie dieses Universum funktioniert. Es hat mir nie viel ausgemacht, denn ich habe ja nie etwas anderes kennengelernt. Ich habe immer verstanden, dass August etwas Besonderes ist und besondere Bedürfnisse hat. […] Mom und Dad sagten immer, dass ich das verständnisvollste kleine Mädchen auf der ganzen Welt sei. Keine Ahnung, ob das stimmt, ich weiß nur, dass ich immer verstanden habe, dass es keinen Zweck hätte, sich zu beklagen. Ich habe August nach seinen Operationen gesehen: sein kleines Gesicht verbunden und geschwollen, sein winziger Körper voller Schläuche und Kanülen, die ihn am Leben halten sollten. Wenn man gesehen hat, wie ein anderer so etwas durchmacht, fühlt es sich ziemlich verrückt an, sich darüber zu beschweren, dass man das Spielzeug nicht bekommt, das man sich gewünscht hat, oder dass deine Mom deine Schulaufführung verpasst.
Ich wusste das sogar schon mit sechs Jahren. Niemand hat es mir je gesagt. Ich wusste es einfach. Ich habe mich also ans Nicht-Beschweren gewöhnt, und ich habe mich daran gewöhnt, Mom und Dad nicht mit Kleinigkeiten zu belasten"

(Palacio 2020: 123-125 aus dem Buch "Wunder")